Petition an den Deutschen Bundestag
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Streit im Bundestag
Am 2. März 2018 debattierte der Deutsche Bundestag über einen Antrag, die deutsche Sprache im Grundgesetz zu verankern. Im folgenden geben wir Auszüge aus den Redebeiträgen der Abgeordneten wieder. Dabei lassen wir die zahlreichen gegenseitigen Vorwürfe weg und beschränken uns auf die Wiedergabe der Sachargumente.
Für Deutsch im Grundgesetz
„Ich liebe die deutsche Sprache“
Ich liebe die deutsche Sprache. Sie hat mich geprägt; denn sie ist mehr als ein
Instrument. Sie ist Ausdruck unserer Kultur. Deutsch ist die Sprache der Philosophie, der Dichter, der Denker
– wegen ihrer Ausdruckskraft. „Zeitgeist“, „Weltschmerz“,
„Kindergarten“ oder „Gemütlichkeit“: Das geht in keiner anderen Sprache. Ich liebe
die deutsche Sprache. Deshalb ärgere ich mich über Anglizismen und Wichtigtuer, die ihre Reden mit
Fremdwörtern spicken. und von „Letter of Intent“ statt von „Absichtserklärung“
und von „obsolet“ statt von „überflüssig“ sprechen. Ich sage Ihnen:
„Point of Sale“, „Hydration Creme“ oder „Facility Manager“ kann man auch auf
deutsch sagen, und Alt und Jung würde es verstehen. Deshalb setzen sich die Mitglieder unserer Fraktion seit
Jahren für die deutsche Sprache ein. Norbert Lammert wurde als Sprachwahrer des Jahres ausgezeichnet –
übrigens auch Peter Ramsauer, der eine Deutsch-Initiative im Bundesverkehrsministerium auf den Weg
brachte. Seitdem heißt es nicht mehr „Travel Management“, sondern „Reisestelle“.
Die CDU Deutschlands hat sich mehrfach dafür ausgesprochen, die deutsche Sprache im Grundgesetz zu
verankern.
Gitta Connemann (CDU/CSU)
Deutsch ist in Gefahr
Die deutsche Sprache ist in Gefahr. Sie ist in Gefahr durch eine Überflutung mit
Anglizismen. Sie ist in Gefahr durch einen um sich greifenden Englischwahn an Universitäten, wo ganze
Studiengänge auf Englisch angeboten werden. Sie ist in Gefahr in der Wirtschaft, wo aus vorauseilendem
Gehorsam Englisch gesprochen wird. … Die deutsche Sprache ist auch in Gefahr durch eine massive Zuwanderung.
… Da fehlt der Anpassungsdruck. Den wollen wir herstellen. … Wir haben zwar einfachgesetzliche
Regelungen im Gerichtsverfassungsgesetz und im Verwaltungsverfahrensgesetz. Aber wir müssen das
grundgesetzlich regeln, damit diese einfachgesetzlichen Regelungen nicht irgendwann einfachgesetzlich
außer Kraft gesetzt werden.
Stephan Brandner (AfD)
Gegen Deutsch im Grundgesetz
Behinderung der Sprache
Was ist denn die Aufgabe unserer Verfassung? Die Verfassung soll den Staatsaufbau
ordnen und die Freiheits- und Abwehrrechte der Bürger gegen den Staat und gegenüber dem Staat
definieren. Sie soll aber nicht die Lebensgewohnheiten der Menschen regeln; sie soll nicht die
Entwicklungsmöglichkeiten, das Entwicklungsstreben der Gesellschaft behindern, blockieren, einhegen
oder bremsen. Vor allem die Sprache ist etwas Lebendiges, etwas Vitales, etwas, was sich ständig
ändert, was sich weiterentwickelt. Die Sprache ist auch aufnahmefähig; sie ist offen, sie ist ein
offenes System. … In unserem Land wird die deutsche Sprache gesprochen und geschrieben, ohne daß es irgendeiner Festschreibung im Grundgesetz oder in einem Gesetz bedarf.
Stephan Thomae (FDP)
Plattdüütsch proten
Meine Muttersprache ist Plattdeutsch. Un as ik domaals Börgmester west bün in
mien egen Gemeent, was ik domaals – wie jetzt – daarvan overtü ügt west, dat dat beter is,
wenn man mit de Lüü, de direkt mit een to doon hebben, ok in Plattdüütsch proten kann. Ik will
seggen – Se mögen de Wahrheid villicht neet geern hören –: Dat is so en Aard
Slötelqualifikation; man mutt en gemeensaam Spraak hebben, daarmit man sük tegensiedig ok
unnerhollen kann un mitnanner ok proten kann un sük versteiht. … Düütschland word neet
armer dör anner Spraken, Dü ütschland word rieker. Daarup mutten wi stolt ween.
Johann Saathoff (SPD)
Kulturkammer droht
Was soll dann bitte konkret folgen? Die Einsetzung einer Reichs- – Pardon, einer
Bundeskulturkammer? Die entscheidende Frage lautet nicht, welche Sprache man spricht, sondern, was man sagt
und was man wieder sagbar macht. … Wenn etwas im Grundgesetz fehlt, dann ist es Kultur als Staatsziel,
und zwar Kultur in all ihrer Buntheit.
Simone Barrientos (DIE LINKE)
Des braucht’s net
Um es einmal mit den Worten des bayerischen Philosophen Gerhard Polt zu fragen:
Braucht’s des? Nach § 23 des Verwaltungsverfahrensgesetzes des Bundes ist Deutsch in Parlamenten und
Gerichten längst verpflichtend. … Acht der zehn erfolgreichsten Künstleralben des Jahres
2017 in den deutschen Charts waren Produktionen in deutscher Sprache. … Hinter diesem Gesetzentwurf
steht ein Kulturverständnis der Abschottung und Ausgrenzung. Kulturen und Sprachen verändern sich;
das macht sie spannend und reich. … „Braucht’s des?“, fragt Polt. Ich sage ganz klar:
Nein.
Erhard Grundl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
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